Die Hochschulen sind ein Eckpfeiler der Verbreitung von Kryptografiekenntnissen: Nirgendwo sonst darf man so viel Sachkenntnis und Sensibilität für die gesellschaftliche Problematik in einer großen Gruppe erwarten, die über viele interne soziale Beziehungen verfügt – die drei wesentlichen Voraussetzungen für Interesse am Einsatz von Kryptografie. Professoren (und zum Teil auch die Lehrstuhlmitarbeiter) können sich zum Beispiel auf folgende Arten unterstützend einbringen:
Aufmerksamkeit in den Vorlesungen
Sie können Vertretern der örtlichen CryptoParty-Community Gelegenheit geben, in ihren Lehrveranstaltungen um die Beteiligung der Studenten zu werben, also sie einerseits als (lernende) Teilnehmer für CryptoPartys zu gewinnen, andererseits als (fachliche oder organisatorische) Helfer für Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der Hochschule.
Gerade wenn den Aktivisten nicht nur Redezeit angeboten wird, sondern der Dozent über die Schiene gesellschaftliche Verantwortung motivierend auf die Studenten einwirkt und ihnen klar macht, dass sie sich diese Kenntnisse auch unabhängig von den gesellschaftlichen Folgen und obwohl die Prüfungsordnung es nicht fordert, aneignen sollten, sollte in geeigneten Studiengängen eine gute Wirkung erreicht werden. Wenn der Dozent dann noch als Vorbild fungieren kann, indem er weitere unterstützende Aktionen des Lehrstuhls benennt oder ankündigt – um so besser.
In Vorlesungen (bzw. Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern) sollte dieser Auftritt möglichst am Ende der Veranstaltung stattfinden, damit an die interessierten Studenten Flyer verteilt werden können, wenn sie den Raum verlassen. Diese Auftritte sollten jedes Semester stattfinden, bis das Thema an der Hochschule derart verankert ist, dass die neuen Studenten auch ohne sie erreicht werden.
Schwarzes Brett
Sobald es ein regelmäßiges Schulungsangebot (und idealerweise auch eine offizielle Website als Anlaufstelle) an der Uni gibt, sollte am Schwarzen Brett jedes Lehrstuhls einen kleinen Zettel geben, der auf die URL dieses Angebots hinweist. Es dürfte von großer Bedeutung sein, dass die Studenten merken, dass nicht nur einzelne Lehrstühle das Thema unterstützen, sondern die Hochschule oder wenigstens das jeweilige Institut in seiner ganzen Breite.
Präsenz auf Webseiten
Wie alle Organisationen sollten die Lehrstühle auf ihrer Kontaktwebseite "Werbung" für Kryptografie machen (mit Links auf Informationsseiten, Schulungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten).
Wenn kein Vertreter der CryptoParty-Community für einen Auftritt in einer Vorlesung zur Verfügung steht, sollte der Dozent in der Veranstaltung ansprechen, dass der Lehrstuhl das Thema durch die Verlinkung unterstützt und dass die Studenten sich überlegen sollten, ob Sie sich da irgendwie einbringen.
Kollegen motivieren
Aus dem vernachlässigbaren Mobilisierungserfolg des wochenlangen Medienhypes für CryptoPartys kann man ableiten, dass einzelne Konfrontationen mit dem Thema wenig bewirken. Um mehr Leute zu aktivieren, scheint es erforderlich, viele Konfrontationen mit dem Thema über einen längeren Zeitraum zu erreichen. Deshalb werden sinnvollerweise nicht nur einzelne Professoren angesprochen; natürlich reagieren nicht alle Angesprochenen. Deshalb sollten unterstützungswillige Professoren ihre Kollegen darauf ansprechen. Dadurch mag es gelingen, einige von denen doch noch zu aktivieren.
Plakatflächen
Professoren können, gerade als Gruppe, möglicherweise dafür sorgen, dass die örtliche CryptoParty-Community in den Gebäuden der Hochschule kostenlos Plakatflächen bekommt, um das Thema dauerhaft sichtbar zu machen und auf die Schulungsangebote hinzuweisen (auch hier: nur so lange, bis das Thema an der Hochschule derart verankert ist, dass die neuen Studenten auch ohne solche Maßnahmen erreicht werden).
Räumlichkeiten
Durch die Unterstützung von Veranstaltungen können Lehrstühle die formale Voraussetzung dafür schaffen, dass die Hochschule Räume (und einen Internetzugang) für CryptoPartys zur Verfügung stellt.
personelle Unterstützung
Die Schaffung regelmäßiger (monatlicher) Schulungsangebote an der Hochschule – primär für die Studenten – können insbesondere die fachlich affinen Lehrstühle dadurch fördern, dass sie eigene Mitarbeiter (da reichen HiWis aus) dafür abstellen.
öffentliches Bekenntnis der Hochschule
Sobald die Qualifizierung der Studenten an Teilen der Hochschule erfolgreich angelaufen ist, mögen sich die Professoren dieser Bereiche dafür einsetzen, dass die Hochschulleitung sich öffentlich zur gesellschaftlichen Verantwortung der Hochschule auch auf diesem Gebiet bekennt. Wenn die Aktivitäten in dieser Weise offiziell werden, dürfte es einerseits einfacher werden, die übrigen Bereiche der Hochschule damit zu erreichen, andererseits sollte so eine Verlautbarung auch über den Campus hinaus Wirkung entfalten: Sie wäre ein Beitrag zur Sichtbarkeit und Bewertung des Themas in der Gesellschaft.